Der Werkstoff Holz

Brandschutz und Holz: Vorschriften und Vorurteile

Klar, Holz brennt. Aber im Gegensatz zu anderen Baustoffen brennt Holz langsamer und kontrollierter. Warum Holz sich in Sachen Brandschutz nicht verstecken muss und welche Vorteile Holzfenster gegenüber Kunststofffenstern im Brandfall haben, klären wir hier.



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Holz brennt – das weiß jeder. Allerdings verhalten sich Bauteile aus Holz im Brandfall durchaus günstig, denn es bildet sich schnell eine Schicht aus Holzkohle. Da diese die Wärme schlecht leitet, schützt sie das Innere des Bauteils. Aus Sicht des Brandschutzes ist Holz daher ein attraktiver Baustoff, der auch im mehrgeschossigen Hausbau zum Einsatz kommt. Welche Vorschriften es dabei zu beachten gilt, wollen wir dir hier näher zeigen.

Risikofaktoren für die Entstehung und Ausbreitung eines Brandes

Das Brandentstehungsrisiko – also die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Brand kommt – ist entgegen der weitläufigen Meinung nicht von den im Gebäude verwendeten Baustoffen abhängig. Vielmehr liegt die Entstehung eines Brandes nahezu immer an menschlichem Versagen (oder Mutwillen): die brennende Kerze, die Zigarette oder auch ein Kurzschluss, der wiederum auf einen früheren Fehler zurückzuführen ist. All diese Brandursachen sind zunächst nur sehr lokal begrenzt und lassen sich bei schnellem Handeln noch recht gut eindämmen. Der beste Brandschutz ist daher in jedem Fall ein gut funktionierendes Feueralarmsystem, das auch in abgelegenen Räumen installiert und im entsprechenden Aufenthaltsraum hörbar oder per Funk mit anderen Feuermeldern verbunden ist.

Der beste Brandschutz ist daher in jedem Fall ein gut funktionierendes Feueralarmsystem, das auch in abgelegenen Räumen installiert und im entsprechenden Aufenthaltsraum hörbar oder per Funk mit anderen Feuermeldern verbunden ist.
Nach einem Brandbeginn spielt vor allem die Oberflächenbeschaffenheit eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung eines Feuers. Insbesondere Fluchtwege wie Treppen und Flure sollten daher mit nicht brennbaren Oberflächen gestaltet werden. Die DIN-Vorschriften für den Brandschutz ordnen Baustoffe allerdings nicht nur in nicht-brennbar und brennbar ein, sondern unterscheiden auch bei der Entflammbarkeit. Schließlich ist dieser Faktor gerade bei der Ausbreitung eines Brandes entscheidend und leicht entflammbare Baustoffe dürfen im Bauwesen in der Regel nicht verwendet bzw. müssen mit einem entsprechenden Brandschutz ausgestattet werden. Es gibt folgende Brennbarkeitsklassen nach DIN EN 13501-1: A1 & A2: nicht brennbar B, C: schwer entflammbar (entspricht Baustoffklasse B1) D, E: normal entflammbar (entspricht Baustoffklasse B2) F: leicht entflammbar (entspricht Baustoffklasse B3) Neben dem Brandverhalten werden im europäischen Klassifizierungssystem die Brandnebenerscheinungen geregelt, denn die Rauchentwicklung (smoke release: s1, s2, s3) sowie das brennende Abtropfen (dropping: d0, d1, d2) sind entscheidende Faktoren, wenn es um die Sicherheit bei einem Brand geht. Je höher die Zahl, desto stärker ist die entsprechende Eigenschaft ausgeprägt.

Die Eigenschaften von Holz im Brandschutz

Holz ist selbstverständlich brennbar, aber die meisten Holzbaustoffe werden mit D-s2,d0 klassifiziert. Sie sind also „normal entflammbar“, besitzen eine mittlere Rauchentwicklungsklasse (s2) und brennen nicht abtropfend (d0). Baustoffe aus Holz haben zudem die positive Eigenschaft, eine Holzkohleschicht zu entwickeln, die den Kern vor der Hitze schützt.

Baustoffe aus Holz haben die positive Eigenschaft, eine Holzkohleschicht zu entwickeln, die den Kern vor der Hitze schützt.

Daher kann man durchschnittlich mit einem Abbrand von 0,7 mm pro Minute rechnen. In 30 Minuten verringert sich der Querschnitt von natürlich belassenen Holzbauteilen an allen Seiten um etwa 2 cm, in 60 Minuten um 4 cm. Ein entsprechend dimensionierter Holzträger kann in einem Einfamilienhaus daher auch mit dem verbliebenen Querschnitt noch die Lasten tragen. Im mehrgeschossigen Bau werden Holzträger zum Beispiel durch Gipskartonplatten geschützt. Diese geben bei einem Brand, das im Gips gebundene Wasser frei und kühlen so den Holzträger im Inneren. Da Verkleidungen die natürliche Optik des Holzes behindern, gibt es alternativ auch Flammschutzmittel. Mithilfe von flüssigen Flammschutzmitteln oder Verkleidungen kann man die Eigenschaften der Baustoffklasse B1 (schwer entflammbar) erreichen. Allerdings sollte man bei Flammschutzmitteln (z.B. Brandschutzfarbe oder Feuerschutzfarbe) genau auf mögliche Gesundheits- sowie Umweltgefahren achten.

Vorschriften für den Brandschutz und Holz

Für den Brandschutz von Holzbauten gelten gemäß der Musterbauordnung § 51, welche als Orientierungsrahmen für die einzelnen Bauordnungsgesetze der Länder dient, besondere Vorschriften. Sie wurden in der sogenannten „Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an hoch feuerhemmende Bauteile in Holzbauweise“ (M-HFHHolzR) geregelt. Dabei gelten insbesondere für höhere Gebäude aus Holz strengere Brandschutzvorschriften. Vor allem Vorgaben für tragende Bauteile, aber auch Dämmungen, Verkleidungen sowie weitere Details werden hier geregelt. Wer sein Eigenheim dagegen mit Holz ausbauen möchte, muss deutlich weniger beachten. Dennoch ist es auch hier sinnvoll, stets einen Experten zurate zu ziehen, um maximalen Brandschutz bei Holz zu erzielen. Der Baustoff Holz bietet dabei in vielen Fällen eine gute Alternative zu anderen Möglichkeiten, wie wir im Folgenden am Beispiel von Fenstern aus Holz und Kunststoff sehen können.

Holzfenster versus Kunststofffenster – was ist bei einem Brand sicherer?

Die positiven Eigenschaften von Holz im Brandfall haben sich auch im Fensterbau bewährt. Gegenüber Fenstern aus Kunststoff sind Holzfenster nicht nur attraktiver und garantieren eine bessere Raumluft, sondern zeichnen sich sogar durch günstigere Eigenschaften bei einem Feuer aus. Einerseits sind Holzfenster weniger leicht entflammbar, anderseits wirkt die sich bei einem Brand entwickelnde Kohleschicht wie eine Isolierung und nimmt dem Feuer an Kraft. Kunststofffenster können hingegen das genaue Gegenteil bewirken, denn einige Inhaltsstoffe wirken wie ein Brandbeschleuniger und fördern damit das Feuer. Ein weiterer Pluspunkt von Holzfenstern ist ihre bessere Formstabilität. Während Kunststofffenster in Untersuchungen ihre Form bereits bei Temperaturen von unter 150 °C veränderten und damit Scheiben bersten ließen, hielten Holzfenster deutlich länger.

Einerseits sind Holzfenster weniger leicht entflammbar, anderseits wirkt die sich bei einem Brand entwickelnde Kohleschicht wie eine Isolierung und nimmt dem Feuer an Kraft. Durch besondere Brandschutzanstriche lässt sich Feuerresistenz sogar noch steigern.

Fenster spielen beim Brandverhalten eine wichtige Rolle, denn offene bzw. kaputte Fenster lassen mehr Sauerstoff ins Haus gelangen und führen somit dazu, dass sich das Feuer leichter und unkontrolliert ausbreiten kann. Im Brandfall spielt aber auch die Rauchentwicklung eine wichtige Rolle. Hier schneiden Kunststofffenster ebenfalls deutlich schlechter ab, weil sie Dämpfe entwickeln, die teilweise toxisch und gesundheitsschädigend sind. Damit wird ein Wohnungsbrand für die Bewohner wie für die Feuerwehrleute noch gefährlicher. Fensterrahmen aus Holz sind zwar teurer als Kunststofffenster – aber sie punkten ebenso in Hinblick auf den Brandschutz mit ihren guten Eigenschaften. Durch besondere Brandschutzanstriche lässt sich Feuerresistenz sogar noch steigern. Holzfenster genügen damit selbst hohen Sicherheitsansprüchen – sind aber auch einfach schöner und ökologischer als die günstigeren Kunststofffenster. Da Holz nicht gleich Holz ist, gibt es auch bei Holzfenstern Unterschiede. Wie sicher ein Fenster aus Holz ist, hängt unter anderem von den verwendeten Hölzern ab. Bevor ein Holz zur Herstellung von Fenstern verwendet werden darf, muss es wie jeder andere Baustoff strenge Prüfungen bestehen. Bewährt haben sich daher vor allem Fenster aus Kiefer, Lärche und Eiche. Die entsprechenden Fenster unterscheiden sich allerdings nicht nur in der Optik, sondern auch im Preis, wobei Eichenfenster am teuersten und Fenster aus Kiefer am günstigsten sind. In der Regel hält ein handelsübliches Holzfenster einem Brand ca. 30 Minuten stand, sodass es gemäß DIN 41020 der Feuerwiderstandsklasse F30 zugeordnet wird. Für besonders gefährdete Gebäude kann die Widerstandsdauer durch Sonderbehandlungen und entsprechendes Brandschutzglas auf 60 bzw. 90 Minuten erhöht und somit eine Sicherheitsstufe von F60 oder F90 erreicht werden.

Fazit

Brandschutz und Holz – das sind nicht etwa zwei Bereiche, die sich widersprechen. Vielmehr ist Holz ein guter Baustoff, der richtig verwendet, zu einer hohen Sicherheit im Falle eines Brandfalls beitragen kann. Sowohl die natürlichen Eigenschaften des Holzes als auch mögliche Sonderbehandlung garantieren höchsten Brandschutz.


Hubert ist das neue Online-Magazin für Holz-Kultur, das hochwertige und mitreißende Beiträge rund um den Baustoff Holz liefert. Hubert wird herausgegeben von Sorpetaler Fensterbau.

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